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Elfenbeinhandel in der EU – die Zeit für ein Verbot ist jetzt!

Die internationale Konferenz über den Handel mit bedrohten Tierarten ist gerade zu Ende gegangen und eines der prominentesten Themen waren die Bemühungen, die Elefanten vor dem Aussterben zu bewahren. Welche Schritte für den Schutz der Elefanten sollen die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten als nächstes setzen?

Die Lage der Elefanten ist so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht und ein Hauptgrund dafür ist die Wilderei wegen ihres Elfenbeins. Die Bestände gehen um geschätzte 8% pro Jahr zurück und weiterhin werden jedes Jahr mindestens 20.000 Elefanten getötet.

Die vorvergangene Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) – des Vertrags, der den internationalen Handel mit gefährdeten Pflanzen und Tieren und Produkten aus diesen regelt – hat im Jahr 2016 einstimmig eine Resolution angenommen, die alle Staaten aufruft, ihre Elfenbeinmärkte zu schließen, wenn sie zu Wilderei und illegalem Handel beitragen.

Der Internationale Tierschutzfonds (IFAW) erachtet die Schließung dieser Märkte als unerlässlich, wenn die Wilderei-Krise beendet und die organisierte Kriminalität im Elfenbeinhandel besiegt werden soll.

Die EU gilt gemeinhin als drittgrößter Absatzmarkt für den illegalen Artenhandel, aber sie ist ebenso eine wichtige Transit- und Exportregion für Produkte aus illegal gehandelten Pflanzen- und Tierarten. Global gehen Arten in einem nie dagewesenen Tempo verloren – und während einige Spitzenpolitiker die Jugend für ihre Streiks und Proteste für den Umweltschutz loben, lassen sie eigenes Handeln schmerzlich vermissen.

Der IFAW und andere Tier- und Naturschutzverbände haben die EU unermüdlich gedrängt, den eigenen Markt für Elfenbein rasch zu schließen. Im Jahr 2017 startete der IFAW eine Kampagne zur Schließung der Elfenbeinmärkte in der EU. Umfragen quer durch die Union haben ergeben, dass 65% der Bevölkerung ein Verbot des Elfenbeinhandels begrüßen würden. Wir haben mit dem Europäischen Parlament zusammengearbeitet, das in zwei Resolutionen ein Ende des Handels mit Elfenbein in der EU verlangte. Dann, im Mai 2018, koordinierten wir zusammen mit anderen NGOs einen von mehr als 90 Europaabgeordneten unterzeichneten Brief, der ein vollständiges Verbot des Imports und Handels mit Elfenbein in der EU verlangte. Auch haben wir eng mit der Europäischen Kommission zusammengearbeitet, die 2017 einen Leitfaden veröffentlichte, der ein Moratorium auf den (Re-)Export von Rohelfenbein empfiehlt, aber für die Mitgliedstaaten nicht verbindlich ist.

Die gegenwärtige Rechtslage in der EU bietet den Kriminellen zu viele Möglichkeiten, Elfenbein von gewilderten Elefanten als Antiquitäten zu tarnen und in Märkte auf der ganzen Welt zu exportieren. Zusammengefasst: Jeglicher legal bestehende Elfenbeinmarkt befeuert den illegalen Handel und damit die Tötung von Elefanten. Als Minimalvariante fordern wir die EU dringend auf, die folgenden Maßnahmen umzusetzen, die den Elfenbeinhandel auf wenige genau zu definierende Fälle beschränken würden:

  • • Für sämtliche Transaktionen mit Elfenbeingegenständen, die vom Handelsverbot ausgenommen sind, müssen den zuständigen nationalen Behörden unabhängig vom angegebenen Alter Prüfzertifikate vorgelegt werden.
  • • Ausnahmen für verarbeitetes Elfenbein sollten auf vor 1975 hergestellte Musikinstrumente und deren Reparatur, sowie auf Gegenstände von außergewöhnlichem künstlerischem Wert und Belang beschränkt werden.
  • • Auf EU-Ebene sollten entsprechende Leitfäden entwickelt werden, um den historischen, kulturellen und künstlerischen Wert der erwähnten Gegenstände zu ermitteln, und um erfahrende Experten zu autorisieren, die von den jeweiligen Mitgliedstaaten approbiert werden (mit der Annahme, dass die Zahl solcher Gegenstände gering sein wird).
  • Auch der Binnenhandel und der Export von Rohelfenbein sollten verboten werden. Ausgenommen werden sollte nur vor 1975 erworbenes, zertifiziertes Rohelfenbein für die Reparatur bestehender Musikinstrumente und anderer Gegenstände, die unter die obigen Ausnahmeregelungen fallen.

Wir haben schon einige vielversprechende Schritte für den Elefantenschutz gesehen, die vom Druck der öffentlichen Meinung und der NGOs vorangetrieben wurden. So haben China und die USA Maßnahmen ergriffen, ihre Elfenbeinmärkte zu schließen. Hongkong und Taiwan haben angekündigt, Chinas Vorbild zu folgen, und auch Singapur bewegt sich in Richtung Marktschließung.

Bei der CITES-Konferenz, die von 17. bis 28. August 2019 stattfand (CoP18), stellte eine Koalition aus 30 Arealstaaten des Afrikanischen Elefanten den Antrag, dass alle nationalen Elfenbeinmärkte geschlossen werden sollen. Der Antrag wurde abgelehnt.. Stattdessen wurden die Staaten mit noch bestehenden Elfenbeinmärkten aufgefordert, der nächsten CITES-Konferenz über ihre geplanten Maßnahmen zu berichten. Dennoch hat die EU bei der CoP18 verlautbart, dass sie bald neue Regelungen einführen wird, um zur Bekämpfung des Elfenbeinhandels beizutragen. Wir fordern die EU daher auf, in den kommenden Monaten EU-weite Regelungen vorzulegen, mit denen die bestehenden nationalen Verbote harmonisiert werden, die bereits in UK, Frankreich, Belgien und Luxemburg den Elfenbeinmarkt geschlossen oder eingeschränkt haben.

Wir kennen noch keinen Detailvorschlag und es gibt noch viel zu tun, bevor dieser Kampf gewonnen ist, aber wir alle setzen die Arbeit fort, um diese charismatische Tierart zu retten.

von Eleonara Panella, Senior Campaigner beim IFAW
Der IFAW arbeitet in mehr als 40 Ländern für die Rettung und den Schutz von Tieren und ihren Lebensräumen, für eine Welt, in der Tiere und Menschen gemeinsam gedeihen können.
Eleonora Panella ist seit Juli 2016 beim IFAW und arbeitet als Kampagnenleiterin im Brüsseler Büro der Organisation. Sie hat die letzten 10 Jahre an EU-bezogenen Themen in den Bereichen Fischerei, Meere und Umwelt gearbeitet. Mit einem biologischen Hintergrund und einem Master in Biodiversität und European Studies arbeitete sie für den WWF, Pew Charitable Trusts, das Europäische Parlament und die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs in Lissabon.
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